Zur Bedeutung als Namenspatin
1998 wählte die Schule, zuvor als Kollegschule Kikweg eine der wichtigsten Versuchsschulen der Sekundarstufe II in NRW, Lore Lorentz als Namenspatin, deren überzeugende Vorbildfunktion vielleicht am besten in ihren eigenen Worten zum Ausdruck kommt: „Leben statt Überleben, Denken statt Überdenken, Sehen statt Übersehen“.
Lore Lorentz, „Quo vadis Europa ?“ 1948
Zahlreiche Veranstaltungen und Projekte der Schule und der Schülerinnen und Schüler widmeten sich der SPURENSUCHE, ihrem Leben, ihrer Arbeit, ihrer Wirkung in die Gesellschaft. „Wir dürfen die Demokratie nicht verplempern“ (Lore Lorentz).
Aus Anlass der Namensgebung 1998: Nachgestaltung der Wandbemalung des „alten“ Kom(m)ödchensaales für das „Lore Lorentz Café“, Installation der Klasse Kunst 13 zu den Projekttagen der Lore-Lorentz-Schule 1998
Seit 1998 übernimmt das Kom(m)ödchen Schülerinnen oder Schüler der Jahrgangsstufe 12 in ein PRAKTIKUM und vermittelt Einblicke in alle Bereiche der Theaterleitung und Organisation, einschließlich der besonderen Atmosphäre des Kom(m)ödchen.
Mit stark ermäßigtem Eintritt für die Schülerinnen und Schüler gibt es seit 1998 die EXTRAVORSTELLUNGEN DER AKTUELLEN K(M)ROGRAMME. Der Förderverein bespricht die Termine mit Kay Lorentz und organisiert in der Schule.
Ein großes Danke schön an Kay Lorentz und das Ensemble, nur so konnte dies gelingen: Aufklärerische Arbeit im vergnüglichen Gewand, im Sinne von Lore Lorentz.
Das beschreibt es heute so: „komisch . kritisch . Klasse .“
An und in der Ausstellung zum 60jährigen Geburtstag des Kom(m)ödchens, 2007 im Theatermuseum, arbeiteten SchülerInnen verschiedener Bildungsgänge intensiv mit. Die Mathematiker digitalisierten das gesamte K(m)-Archiv.
Schülerinnen der Bg Kunst und Literatur drehten den Film „Kabarett eben! Was wissen Sie über das Kom(m)ödchen? mit Schüler- und Lehrerinterviews.
Ende der 1980er Jahre dichtete der Kabarettist Werner Schneyder als Geschenk für Lore Lorentz ein Chanson über die Beständigkeit ihres Engagements: „Die Wut ist jung“.
Dieses Lied wurde 2012 von der Schülerin Isabell Allstadt-Torras anlässlich der Reliefeinweihung des Portraits von Lore Lorentz zur Erinnerung an sie wunderbar vorgetragen, erprobt unter der Anleitung von Hannelore Palm und Dieter Johann.
Dieter Johann
Isabell Allstadt-Torras
„Enthüllung“ des Relief-Portraits
VEREIN DER FREUNDE UND FÖRDERER DER
e.V.
Der Förderverein vergegenwärtigt durch Präsentationen im Schulgebäude (siehe auch weitere Artikel in der Homepage) die Erinnerung an Lore Lorentz: „Was könnte sie für Menschen, die mit Schule zu tun haben, zum Vorbild machen?
Es liegt in ihrer Grundhaltung von Aufrichtigkeit, Gerechtigkeitssinn, Toleranz, Zivilcourage, in ihrer ‚jungen Wut’. Es liegt in ihrer Kreativität, ihrer Intellektualität, ihrem Charme und natürlich ihrem Humor, ihrem Witz, ihrer Schlagfertigkeit, ihrer Fähigkeit zur Selbstironie. Es liegt an ihrem historischen, politischen, zeitaktuellen Wissen und tagespolitischer
Neugierde und kritischer Anteilnahme. Was manche gern im Schatten lassen wollen, hat sie ans Licht geholt, damit wir alle darüber nachdenken, kritisch prüfen und klug handeln. …
Lore Lorentz steht als engagierte und überzeugende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens für den Versuch, sich von den Sachzwängen und den Abhängigkeiten und den unübersichtlichen Verhältnissen nicht die Klarheit des Blicks, des Gedankens, des Urteils nehmen zu lassen.“
(Gerlind Niehoff-Dechêne, Bernd Metzmacher, 1998)
Lore Lorentz, Portraitaufnahme von Liselotte Strelow, 1952
Die Namensgebung „Lore-Lorentz-Schule“ im Jahr 1998
Im Protokoll der Schulkonferenz der Städt. Kollegschule Kikweg vom 5. Mai 1998, in TOP 4 – Schulname – ist nachzulesen:
„Der Vorsitzende verweist zu Beginn seiner einleitenden Ausführungen auf ein Schreiben des Schulministeriums, das den Rahmen für Schulnamen vorgibt. Fünf in die engere Wahl genommene Persönlichkeiten werden präsentiert. In der folgenden Aussprache werden Voten für die einzelnen Vorschläge abgegeben.
Die engagierte Debatte ergibt ein eindeutiges Stimmungsbild zugunsten der Düsseldorfer Künstlerin Lore Lorentz. Die Kabarettistin habe mit dem „Kommödchen“ auf künstlerisch-literarische Weise die Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg kommentiert und so den Ruf Deutschlands auch im Ausland wiederherzustellen geholfen. Mehrere Beiträge verweisen darauf, daß mit dem Schulnamen Lore Lorentz der für unsere Schule wichtige obligatorische Lernbereich unterstrichen sei. Über alle Schwerpunkte und Bildungsgänge der Kollegschule hinweg wie für alle am Schulleben Beteiligten sei eine Identifikation mit Lore Lorentz und ihrem Werk hervorragend möglich.
Der Antrag, als Schulnamen LORE-LORENTZ-SCHULE zu wählen, wird in offener Abstimmung ohne Gegenstimmen angenommen.
Der Vorsitzende, Schulleiter W. Weber, erklärt, er werde die Schulöffentlichkeit über den Beschluss informieren und die notwendigen Schritte mit dem Schulträger und der Familie Lorentz veranlassen.
Die folgenden Beiträge betonen die Verantwortung, die unsere Schule damit übernommen habe. „Veranstaltungen zu Leben und Werk der Namensgeberin sollen organisiert werden. Der Name soll auch in unserem Schulprogramm verankert werden.“
In der Schulkonferenz vom 25. September 1998 erfahren wir den Beschluss des
Rates der Stadt Düsseldorf :
„Der neue Schulname lautet offiziell ab 01.08.1998 : Lore-Lorentz-Schule.
Aus Anlass dieser Namensgebung soll am 06.11.1998 eine Feier in der Aula Schloßallee stattfinden. …“
Alle Beiträge auf der Feier zur Namensgebung beschreiben in vielfältiger Weise und aus zumeist persönlicher Erinnerung die Gründe der Entscheidung
(siehe auch die Ausschnitte aus den Reden der damaligen Oberbürgermeisterin Frau Marlies Smeets und des damaligen Schulleiters Herrn Wilhelm Weber in der Schulhomepage).
Als Vertreterin der Lehrerschaft trug Gerlind Niehoff-Dechêne – unter Nutzung des Programmtitels des Kom(m)ödchens von 1969 „Es geht um den Kopf“ -Erinnerungen an etwa 20 Jahre Kollegschulversuch vor und vermittelte die Freude über den künftigen Schulnamen Lore Lorentz.
„ … Das war 1977, glaube ich, eine ziemlich einmalige Situation. So viele damals junge und jung gebliebene Lehrerinnen und Lehrer konnten mit großer Motivation und Engagement ihre eigene Schule – Ziele und Inhalte – mitplanen, ausgestalten und eine gewisse Autonomie gewinnen.
Die Stimmung des gesellschafts- und bildungspolitischen Aufbruchs war: MEHR DEMOKRATIE WAGEN und wir machten daraus MEHR SCHULE WAGEN.
Hält es jemand für riskant, sich gern an die Begeisterung, die Freude der Anfangsjahre zu erinnern?
Natürlich hatten wir viele lange Konferenzen, aber wir hatten auch viele Feste.
Natürlich hatten wir anstrengende Aufgaben, aber wir haben auch ständig weiter gelernt. Oft gelang es uns und gelingt es noch heute, eine Atmosphäre – mit Schülerinnen und Schülern – herzustellen, in der wir eigenständig und selbstbestimmt arbeiten, respektvoll miteinander umgehen, planerische Lust verspüren und Spaß an Schule haben. Ich sag’ jetzt nichts von den 870 Prüfungen im letzten Frühjahr.
Etwa 70 Kolleginnen und Kollegen sind weiß Gott nicht immer ein Herz und eine Seele, aber was wirklich gut getan hat: Es haben sich viele Freundschaften entwickelt.
Wir haben über Fächer und Bildungsgänge hinweg zusammengearbeitet, ausführliche pädagogische Diskussionen geführt, Freude und Sorge um die Schülerinnen und Schüler geteilt.
Darum möchten viele von uns diese Interessen, diese Lebensart aufrecht erhalten, auch wenn hinreichend resignationsfördernde Bremsklötze aufgebaut wurden und werden, die ratlos und wütend machen oder sogar eine – meist vermiedene – Beamtenmentalität („Alles Gute kommt von oben“) provozieren. Ich sag’ jetzt nichts von der vermissten Transparenz mancher Entscheidungen der letzten Wochen.
BILDUNG beschrieb Herwig Blankertz (Planungsleiter des Kollegschulversuchs) als Bürgerrecht und skizzierte das in seiner Rede zur 1. Abschlussfeier an dieser Schule 1980 im „Säbelzahn-Curriculum“ mit den Standardkulturgütern „Fischegrabschen“, „Pferdeknüppeln“ und „Tigervertreibung“. Zugrundeliegende Lernziele waren: körperliche Beweglichkeit, Ausdauer und Mut. Als reformerische „Steinzeit-Radikale“ würden wir vielleicht ergänzen: Emanzipation, Solidarität und Kreativität.
Damit hätten wir ein Bild unserer Schule, als ob wir auf den Namen Lore Lorentz zugearbeitet hätten. …
Ich versuche, den BEITRAG AUS ÜBER 20 JAHREN anzusprechen:
Eltern haben der veränderten Schule vertraut, sie weiter empfohlen, in den Gremien, wenn nötig, engagiert mitgearbeitet und – aus anderem Blickwinkel – Probleme mitgelöst.
Schülerinnen und Schüler haben nicht nur auf Leistung bezogene Erfolge gebracht, sie haben an vielen Stellen selber neue Impulse gegeben, sie haben ihre soziale und ethische Kompetenz gestärkt. Ganz viele sind stolz auf ihre „alte“ Schule
Lehrerinnen und Lehrer haben neue Inhalte, Arbeitsformen und Ämter entwickelt und erprobt, Unmengen von Praxisbesuchen, Studienreisen/Klassenfahrten absolviert und viel Zeit investiert, viel persönliche Zeit.
Schulbehörde und Kommune haben ideelle und materielle Unterstützung geliefert, bis die Zeitläufe es kaum noch zuließen oder recht schwierig machten.
DER VERSUCH ist also abgeschlossen und wir haben einen Namen für diese Schule gesucht, der die äußere Form und die innere Bewegung – das Selbstbild – fassen, Identifikation bewahren lässt.
In der Namensfindung befanden sich zum Schluss Vorschläge wie Karl Arnold, Willy Brandt, Louise Dumont, Sophie von Hatzfeld, Joseph Beuys, Albert Einstein, Jurek Becker, Herwig Blankertz, Betty von Geldern, Johanna Ey, Leonardo da Vinci und eben Lore Lorentz. Am Ende stand aus dem Vergleich der Leitbildfunktion einmütig, einstimmig in der Schulkonferenz, dem höchsten Gremium der Schule, die Entscheidung: LORE LORENTZ.
Lore Lorentz, Portraitaufnahme von Willy Gursky, 1989
Dem Auftrag der Schulkonferenz entsprechend steht es in unserer Verantwortung, die Schülerinnen und Schüler zu informieren und zu erläutern, worin die „VORBILDFUNKTION“ von Lore Lorentz liegt.
Es liegt in ihrer Grundhaltung von Aufrichtigkeit, Gerechtigkeitssinn, Toleranz, Zivilcourage, in ihrer „jungen Wut“.
Es liegt in ihrer Kreativität, ihrer Intellektualität, ihrem Charme und natürlich ihrem Humor, ihrem Witz, ihrer Schlagfertigkeit, ihrer Fähigkeit zur Selbstironie.
Es liegt an ihrem historischen, politischen, zeitaktuellen Wissen und ihrer tagespolitischen Neugierde und kritischen Anteilnahme.
Was manche gern im Schatten lassen wollen, hat sie ans Licht geholt, damit wir alle darüber nachdenken, kritisch prüfen und klug handeln. …“
(Ausschnitte aus der Rede von Gerlind Niehoff-Dechêne, 1998)