KunstStücke
Schülerinnen mit dem Schwerpunkt Kunst und Gestaltung (SL und GT) schauten drei Monate lang hinter die Spiegel von Kunst, Musik, Tanz und Theater und erlebten ein Projekt der besonderen ART.
Dabei hatte sich das Kooperationsprojekt zwischen der Lore-Lorentz-Schule und dem FFT ein Ziel gesetzt, das die Institution Schule nur bedingt erreichen kann: Das Unverständliche anzunehmen, darin einen Mehrwert zu finden und seinen eigenen Spiegel daraufhin zugunsten neuer Sichtweisen zu verrücken. Das Projekt sollte zudem in ästhetischen Produkten, den so genannten KunstStücken, münden, die nicht nur das Hier und Jetzt reflektieren, sondern auch noch die Betrachtung von Kunst, Musik, Tanz und Theater und das damit verbundene ästhetische Erlebnis visualieren. Hier geht es zum Konzept des Projektes.
Am 02.04.2015 war es dann soweit und die KunstStücke wurden Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern in den Räumen der FFT Kammerspiele auf der Jahnstraße 3 präsentiert. „Die Ergebnisse übertreffen tatsächliche alle Erwartungen.“, äußerte sich Lehrer Riedel begeistert. Lisa Zehetner vom FFT war ebenfalls voll des Lobes und fügte hinzu, dass sie das hohe Engagement und die große Selbständigkeit der Schülerinnen während der langen Projektphase nachhaltig beeindruckt habe.
Das bunte Angebot der Projektleitung spiegelte sich in der Vielfalt der Kunstwerke wider, die an diesem Abend präsentiert wurden.
KunstStücke
Sophie Döhlings aus der 11SL nutzte einen still gelegten Lastenaufzug als Ausstellungsraum um ein beeindruckendes Environment zu schaffen. Zu sehen ist an der Stirnwand ein Gemälde der französischen Königin Marie Antoinette. Die Mitte des Raumes wurde ausgefüllt durch eine lange, erhöhte Tafel, auf der rosafarbende Muffins in Miniaturform aufgereiht sind. Wie Brotkrumen bahnen sie sich den Weg zur Königin, müssen jedoch eine Käsereibe passieren, die aufrecht stehend zur Giutine umfunktioniert wurde und mit Schleifchen und Perlenkette verziehrt ist. „Ich wollte die Gegensätze von Schönheit und Brutalität miteinander verbinden“, so die Künstlerin. Am Ende der langen Tafel, die von Neonröhren flankiert und iluminiert wird, liegt unter dem Gemälde ein Kanten Brot auf einem Holzschneidebrett. Links und rechts an den Seitenwänden steht in Schreibschrift geschrieben: „Let them eat cake“. Der gesellschaftskritische Ansatz ist unüberhör- und sehbar. Am Kopf der Tafel tront eine Kirschtorte, die von den Besuchern angeschnitten und verzehrt werden soll.
Katharina Krieger aus der 12GT1 orientierte sich an Musik und Tanz und schuf eine faszinierende Assemblage: Ein In-Ear-Kopfhörer wird in das expressionistisch anmutende Gemälde eingefügt. In der rechten unteren Ecke der Leinwand ist der rechte Kopfhörer positioniert und versprüht positive, bunte Farben und Bewegungen. Aus der linken unteren Ecke hingegen winden sich dunklere Töne aus der Muschel zur Mitte des Bildes. Das Gemälde steht auf einem illuminierten Podest, das wiederum an zwei Kopfhörern angeschlossen ist. So kann der Zuschauer abwechselnd fröhliche und traurige Musikstücke genießen und dem Farbverauf und den Bewegungen auf dem Gemälde folgen. Der Betrachter kann somit den Gestaltungsprozess der Künstlerin audiovisuell nacherleben.
Alessa Dudek und Julia Engel orientierten sich eher am Surrealismus. Julia Engel schuf eine Rauminstallation, die sie „Kindertraum“ betitelt. Von der Decke hängen an dünnen Fäden Kinderspielzeuge, die durch rote und blaue Lichtprojektionen einen mehrdimensionalen Schatten auf einen mehrschichtigen Vorhang abbilden. Versteckt
angebrachte Ventilatoren sorgen für Bewegung in der Projektionsfläche, so dass sich zum Beispiel ein rosa Kugelschreiber von einem Augenblick zum nächsten in zwei sich fortbewegende Schlangen verwandelt.
„Nehmt die Masken ab!“ heisst es am Ende des Liedtextes Masken (2005) der Düsseldorfer Band Cho-Jin. Es scheint so als wolle Alessa Dudek in ihrer Videoinstallation diesen Appell wiederholen. Ihre Arbeit erinnert an Kurzfilme von David Lynch und zeigt eine Frau, die mit verschränkten Armen in einem Korridor steht und den Zuschauer regungslos und scheinbar emotionslos anschaut. Diese Ebene wird von einer weiteren überdeckt, auf der dieselbe Frau in den unterschiedlichsten emotionalen Ausdrucksformen gezeigt wird. Untermalt wird das Video von düsterer, sphärischer Musik. Das Video wird dem Zuschauer auf einem großen Bildschirm dargeboten, der Betrachter nimmt klassisch auf einer Couch Platz. Mittig über dem Bildschirm ist eine Videokamera installiert, die wiederum die Emotionen des Zuschauers aufzeichnet und diese zeitgleich auf die Rückseite der Couch projiziert. Eine Arbeit, die auf der Metaeben über unsere Wahrnehmung von Bildern reflektiert und gleichzeitig unsere Maskenhaftigkeit in der Gesellschaft kritisiert.
„Alles nur Fake?“ fragt sich der Protagonist in Bauersimas Drama norway.today. Auch Sofia Athansiadou aus der 11SL geht dieser Frage nach und erstellt eine Collage aus SW-Fotos und Statements der abgebildeten Personen. Die Bilder zeigen Frauen mit „emotionslosen“ Gesichtsausdrücken. Ihre Statements sind im Chat- und SMS-Stil formuliert und weisen hingegend jede Menge Emotionen auf, z.T. dargestellt durch Emoticons. Die Schülerin kritisiert, dass wir uns viel zu häufig und zu lange in Foren aufhalten anstatt uns zu treffen oder miteinander zu telefonieren. Wir kommunizieren nur zum Schein, denn „wie sich unsere Freunde wirklich fühlen, erfahren wir nicht mehr“, so die Künstlerin.
Sophie Döhlings aus der 11SL nutzte einen still gelegten Lastenaufzug als Ausstellungsraum um ein beeindruckendes Environment zu schaffen. Katharina Krieger aus der 12GT1 orientierte sich an Musik und Tanz und schuf eine faszinierende Assemblage. Alessa Dudek und Julia Engel orientierten sich am Surrealismus und kreierten erlebnisreiche Rauminstallationen. Und Sofia Athansiadou aus der 11SL erstellte eine Collage aus SW-Fotos und Statements der abgebildeten Personen.
Am Ende steht für Julia Engel (12GT1) fest, dass sie ab jetzt Kunst zu ihrem Hobby mache. Auch für Katharina Krieger (12GT1) sei „Das Selber-Gestalten“ das, was ihr am Besten gefallen habe. Sie selbst denke nun mehr über Kunst nach als vorher. Sophia Döhlings (11SL) ist begeistert von dem breiten Angebot der KunstTreffen: „Ich habe mir Sachen angeschaut, die ich sonst nie besucht hätte. Und ich habe Ideen gesehen, auf die ich nie im Leben gekommen wäre.“
mr